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BiodiverCity – Ecological and social value of urban nature: tools to identify, maintain and improve biodiversity and its acceptance in urban areas
 

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 Zusammenfassung / Summary 
 

BiodiverCity – Biodiversität im Siedlungsraum

Zusammenfassung der wissenschaftlichen Resultate des Projekts „BiodiverCity: Ökologische und soziale Werte der städtischen Natur - Identifizierung, Erhalt und Förderung der Biodiversität und ihre Akzeptanz im städtischen Entwicklungsprozess“ Synthesebericht zu Handen des Bundesamtes für Umwelt BAFU 30. August 2010

 

Zusammenfassung

Eine grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung (72%, 2009) lebt heute in städtischen Räumen. Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung werden mit Erholung in der Natur und Erfahrung von Natur in Verbindung gebracht. Biodiversität und Komplexität der Natur sind wichtige Voraussetzungen für ein langfristiges Funktionieren von Ökosystemen. Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms NFP54 "Sustainable Development of the Built Environment" arbeiteten im Projekt BiodiverCity Ökologen, Sozialwissenschaftlerinnen, Praktiker und Interessenvertreterinnen mit einem trans- und interdisziplinären Ansatz zusammen. Städtische Biodiversität sowie die Einstellung der Einwohnerinnen und Einwohner dazu wurden untersucht, um die Bedürfnisse der Bewohner zu identifizieren und die Schlüsselfaktoren zu bezeichnen, die Lebensqualität und Vielfalt in der städtischen Umwelt positiv beeinflussen.

Als Indikatoren für Natur wurden wirbellose Tiere, Vögel und Fledermäuse an 96 Standorten in drei Städten erfasst, die grössere Schweizer Siedlungsgebiete repräsentieren: Lugano, Luzern und Zürich. Umweltvariablen wurden auf verschiedenen räumlichen Skalen aufgenommen, um die urbanen Einflussfaktoren zu identifizieren, die Artenzahlen und Struktur der Artengemeinschaften bestimmen. Dieselben städtischen Eigenschaften wurden verwendet für eine Umfrage auf nationaler Ebene und eine Befragung von Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohnern der drei Städte.

In den drei Städten wurde eine unerwartet gleichmässig hohe Artenvielfalt bei den Wirbellosen nachgewiesen: Im Schnitt wurden 282 Morphospezies und 4'800 Individuen pro Erhebungsort in einer Saison erfasst unter Verwendung von standardisierten Aufnahmemethoden (Trichter-, Fenster- und Becherfallen). Sicht- und akustische Erkennung erlaubte die Identifikation einer Gesamtzahl von 63 Vogelarten und moderne bioakustische Aufnahmemethoden führten zur Identifizierung von 14 Fledermausarten in den drei Städten. Von besonderer Relevanz für den Naturschutz sind vier wirbellose Arten, die erstmals in der Schweiz nachgewiesen wurden, sowie drei fremde invasive Arten.

Heterogenität der städtischen Grünflächen beeinflusste die Vielfalt der wirbellosen Tiere am meisten. Ältere Rasen beherbergen mehr Arten, insbesondere wenn sie seltener geschnitten werden. Eine hoher Anteil an und die Vielfalt von Bäumen und Büschen beeinflussten den Artenreichtum und die Artenzusammensetzung der Vögel positiv. Die Artenzusammensetzung von weniger mobilen Gruppen wurde im Allgemeinen durch Umwelteigenschaften auf lokalen (Distanz bis 10 m) bis mittleren räumlichen Skalen beeinflusst (50m), während die Artenzusammensetzung der beweglicheren Gruppen durch Anteil und Anordnung der Grünflächen auf mittleren (250m) bis grossen Skalen (1km) bestimmt wird. Die geringe Variabilität der Artenzahlen bei den wirbellosen Tieren zwischen den einzelnen Standorten scheint die Bedeutung des kleinräumigen Mosaiks von Lebensräumen zu reflektieren, das für städtische Landschaften typisch ist.

Das sozialwissenschaftliche Modul von BiodiverCity untersuchte in drei Phasen die Präferenzen für verschiedene Landschaftsformen. Zuerst wurde anhand von Interviews mit der Repertory Grid-Methode nachgewiesen, dass Nutzbarkeit, Zugang und Attraktivität für städtische Bewohner wichtige Faktoren sind, will man die Bedeutung der Natur betrachten. In einer zweiten Phase wurden schweizweite repräsentative Fragebogenerhebungen durchgeführt, die eine Einschätzung erlaubten, welche Landschaftstypen von den Bewohnern bevorzugt werden und welche Elemente dabei wichtig sind. Es zeigte sich, dass Komplexität von Strukturen und Vegetation die dominierenden Kriterien für Landschaftspräferenz in der städtischen Umwelt sind, bis zu dem Punkt, an dem sie Nutzbarkeit und Zugang einzuschränken beginnen.

Abschliessend wurde eine Fallstudie in den drei Fokusstädten durchgeführt, um festzustellen, ob Präferenzen für Landschaftstypen mit gezielten Informationen beeinflussbar sind. Vermittelt wurden Informationen über das Vorhandensein von Indikatorarten. Dabei zeigte sich, dass Informationen über die ökologische Qualität der Landschaft die Präferenz für diese Landschaften erhöhten.

In Anbetracht der Wichtigkeit von Nutzbarkeit und Zugänglichkeit für die Bevölkerung müssen Massnahmen zur Förderung der Biodiversität im Siedlungsraum zwingend die menschliche Komponente berücksichtigen. Es muss eine Überlappung zwischen ökologisch wünschenswerten Lebensraumvariablen und von den Bewohnern bevorzugten Landschaftsvariablen gefunden werden. Diese Überlappung ist fallspezifisch und hängt von den Bedürfnissen der Nutzer und Nutzerinnen eines bestimmten Raumes ab. Der Raum muss gleichzeitig die gewünschte Artenvielfalt und die notwendigen Lebensräume zur Verfügung stellen. Diese Anforderungen an ein Gebiet sind jedoch überraschend gut miteinander vereinbar, da die Resultate zeigen, dass strukturelle und pflanzliche Komplexität die dominierenden Eigenschaften der von den Bewohnern bevorzugten städtischen Landschaftsformen sind. Die Bevorzugung von bestimmten Lebensräumen kann zudem noch erhöht werden, indem der Öffentlichkeit Informationen über den ökologischen Wert solcher Lebensräume angeboten wird - etwa durch den Gebrauch von besonders attraktiven Arten (Flaggschiffarten). Die Resultate zeigen, dass Nutzbarkeit von und Zugang zu Natur bedeutende Faktoren sind, die zur Lebensqualität beitragen.

Strukturelle Heterogenität der Vegetation ist eine entscheidende Grundlage der urbanen Artenvielfalt - und eine Eigenschaft, die mit der Präferenz der Bewohnerinnen und Bewohner und deren Bevorzugung von komplexen Lebensräumen grundsätzlich vereinbar ist.

Wir diskutieren Strategien zur Förderung der Biodiversität im Siedlungsraum auf der Planungsebene, bei der Bauherrschaft sowie bei den Grünraumverantwortlichen. Zur Umsetzung sollten die folgenden Instrumente auf ihre Wirksamkeit hin evaluiert werden: Umsetzung des ökologischen Ausgleichs im Siedlungsgebiet, Begrünung und Aufwertung von Dachflächen, vertikalen Grünstrukturen und Restflächen, eine Grünflächenverordnung analog der oft gängigen Parkplatzverordnung, Trittsteine und Korridore zur Vernetzung, Bewertungssystem der städtischen Naturwerte als Grundlage für ein dynamisches Erhaltung von Naturwerten, Planung der Versorgungssicherheit von Natur-Erfahrungsräumen, Förderung von Pflegemassnahmen zur Steigerung der Biodiversität und deren Akzeptanz durch Öffentlichkeitsarbeit.

Zitatvorschlag

Gloor, S., et al. 2010. BiodiverCity: Biodiversität im Siedlungsraum. Zusammenfassung. Unpublizierter Bericht im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt BAFU. 30. August 2010, 28 Seiten und Anhänge. [download als PDF, 2.5 MB]

Projektteam BiodiverCity

Dr. Marco Moretti (WSL, Projektleiter), Dr. Nicole Bauer (WSL), Dr. Fabio Bontadina (Universität Bern, SWILD), Paolo Della Bruna, (Studi Associati SA), Dr. Peter Duelli (WSL), Dr. Sandra Gloor (SWILD), Dr. Robert Home, (Universität Zürich, WSL), Dr. Marcel Hunziker (WSL), Dr. Martin Obrist (WSL), Dr. Thomas Sattler (Universität Bern, WSL), Simone Fontana (WSL, Universität Basel).

 

 
 Introduction 
 

BiodiverCity – Ecological and social value of urban nature: tools to identify, maintain and improve biodiversity and its acceptance in urban areas

Project leader

Dr. Marco Moretti
Swiss Federal Research Institute WSL, Insubric Ecosystems, 6500 Bellinzona

Co-workers and partners

  • Dr. Fabio Bontadina, Supervisor of the ecological part University of Bern, Zoological Institute, Conservation Biology, 3012 Bern
  • Dr. Nicole Bauer, Supervisor of the social-science part Swiss Federal Research Institute WSL, Section Landscape and Society, 8903 Birmensdorf/ ZH
  • Prof. Peter Duelli, Co-Supervisor of the ecological part, Swiss Federal Research Institute WSL, Section Biodiversity, 8903 Birmensdorf/ ZH
  • Ing. Paolo Della Bruna, Spatial planning and Implementation, Studi Associati SA, Via Zurigo 19, 6904 Lugano
  • Dr. Sandra Gloor, Communication and Implementation SWILD - Urban Ecology & Wildlife Research, Wuhrstrasse 12, 8003 Zurich
  • Dr. Marcel Hunziker, Supervisor of the social-science part Swiss Federal Research Institute WSL, Section Landscape and Society, 8903 Birmensdorf/ ZH
  • Dr. Martin Obrist, Biodiversity assessment and Data management,
  • Swiss Federal Research Institute WSL, Section Biodiversity, 8903 Birmensdorf/ ZH
  • Ing. Stefano Wagner, Spatial planning and Implementation, Studi Associati SA, Via Zurigo 19, 6904 Lugano

 

PhD students

  • Thomas Sattler, PhD student in ecology at WSL, Birmensdorf & University of Bern, Zoological Institute, Conservation Biology, Bern (email)
  • Robert Home , PhD student in social science at WSL, Birmensdorf & University of Zurich (email)

 

 
 

Some members of the BiodiverCity team in July 2006:
Martin Obrist, Marco Moretti, Fabio Bontadina, Thomas Sattler
Sandra Gloor, Robert Home, Paolo della Bruna, Marcel Hunziker

 

 

Objectives

In Switzerland, urban areas have steadily increased. In these urban areas a dense mosaic of habitats with a great biodiversity and a high conservation potential exists. Urban and peri-urban areas may be seen as an ecosystem emerged from local-scale, dynamic interactions among socio-economic and biophysical forces. In urban ecology it is generally assumed that a high urban biodiversity is esteemed by the citizens and improves their quality of life in the urban area. This appreciation has recently been questioned and was never investigated for different types of urban and peri-urban areas in the required detail. Yet, it has been shown that thorough knowledge of people's relationship with nature is necessary, if they should be motivated to accept and actively support nature conservation measures.

The aim of this project is to enhance the understanding of the relationship between urban biodiversity, built environment and the acceptance of residents, and to find measures to link ecological with social values of urban nature. Thus, the project intends to answer the following major questions grouped in four main research modules:
A) Biodiversity potential in the built environment
- What is the potential of biodiversity in different urban habitat types?
- How do urban development processes affect urban biodiversity in space and time?
B) Assessment of the ecological value of urban green habitats
- How do different urban habitat and management types affect biodiversity?
- Are there any differences regarding those habitat types that are perceived by the public as being most different?
- Are there indicator or flagship species which represent urban biodiversity?
- Are these species relevant and/or attractive for the public?
C) Attitudes of residents towards urban nature and biodiversity
- How is urban nature perceived and estimated?
- Do differences in nature quality make any difference for the public?
- How important is the estimation of urban nature for perceived quality of life in general and for psychological restoration in particular?
- Does the estimation of urban nature positively correlate with acceptance and/or active support of nature and biodiversity enhancement measures?
D) Guidelines for practical implementation to enhance urban biodiversity and acceptance of the residents
- What measures enhance urban biodiversity?
- What measures maximize the acceptance of the residents?

Concept

To assess the potential biodiversity in the build environment (module A) we will collect historic and recent information in an international context. To assess the ecological value of urban habitats (module B) we will work in different types of urban and peri-urban areas by using biodiversity of several groups of invertebrates and vertebrates, including flagship species. We will use standard sampling methods and we will perform spatial replicates in different cities and urban environments. The attitudes of the residents towards different habitat and settlement types, biodiversity and single flagship species in urban and peri-urban areas as well as the correlation of these attitudes with acceptance and support of conservation measures (module C) will be investigated by qualitative interviews in the study areas and a representative questionnaire survey in the whole of Switzerland. In module D we will derive physical and urban planning possibilities to enhance and maintain urban biodiversity supported by a high public acceptance.

 

Networking

Institutions:
- Technische Univiversität Berlin, Germany
- Institute for Housing and Urban Research, Uppsala, Sweden
- Centre Nationale de la Recherche Scientifique, Monpellier, France
- Imperial College London, United Kingdom
- Zoological Institute, University of Salzburg, Austria
- Numerous institutions in Switzerland (primarily in the context of the NRP 54)

Programs:
- "Land resources management in peri-urban environments", a research focus of the Swiss Federal Research Institute WSL
- "National survey program of the faunistic species in Switzerland", CSCF Neuchâtel
- "Nature value index of the City of Zurich", a project of the green department of Zurich
- EU-Interreg III B-project "Living Space Network''
- EPBRS-"European Platform for Biodiversity Research Strategy"

Networking

Press release in Southern Switzerland, June 2008:
Scoperte a Lugano tre nuove specie per la Svizzera
(Three new species for Switzerland discovered in the city of Lugano).

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Results
 

Abstract in English [--> deutsch]

Physical and mental health, and quality of life are related to recreation and the experience of nature. Nature complexity and biodiversity are important components that guarantee long term ecosystem functioning.
BiodiverCity adopted a novel trans- and interdisciplinary research approach, with ecologists, social scientists, practitioners, and stakeholders working together, to assess urban biodiversity and attitudes of people in order to identify the needs of the residents and key factors that positively influence quality of life and biodiversity in the urban environment.
Invertebrates, birds, and bats were investigated at 96 sites of Zürich, Luzern, and Lugano, which were selected as being representative for mid to large Swiss cities. Urban environmental variables at different spatial scales were used to identify urban matrix characteristics that most influence the number of species and community composition. The same urban characteristics, biodiversity, and indicator species were used in the interviews with the public at the national level and with urban residents.

An unexpectedly high biodiversity was found in the three cities: On average 282 morphospecies from app. 4'800 individuals per study site were sampled using standard arthropod methods, i.e. pitfall and window traps for the invertebrates. Visual and acoustic recognitions for birds yielded in a total of 72 species, and modern bioacoustic methods for bats revealed ten bat species in the three Swiss cities. We could identify four invertebrate species new for Switzerland and three alien invasive species. Management and age of the urban green area were the most important factors affecting urban biodiversity of invertebrates. The less old lawns are cut and the more species they host. High number of trees and bushes positively influenced bird species richness and composition. Species composition of less mobile groups was generally structured by the urban characteristics at local to mid spatial scale, while species composition of the more mobile groups was shaped by proportion and arrangement of green surface at mid to large scale and from the landscape matrix surrounding the cities. The little variation of the community composition structured by spatial factors seems like to reflect the small scale habitat mosaic typical of the urban landscape.

The social sciences module of BiodiverCity addressed the questions of motivations in three phases by assessing preferences for various landscape forms. Firstly, qualitative interviews determined that usefulness, access, and attractiveness are important for urban residents when considering nature. In a second phase, we focussed on nationwide survey, which allowed an assessment of which landscape types are preferred by residents and which elements of those landscapes are important to them.
It was found that the dominant criterion for landscape preference in urban environments is vegetational and structural complexity with a preference for more complex landscapes, up to the point when they impinge on usefulness and access.
In the final phase, a case study survey was undertaken in the three target cities to determine whether preferences are fixed. It was found that information given about ecological quality of landscape, in the form of likelihood of presence of indicator species, increased preference for landscapes that were believed to be higher quality ecosystems.

Given the requirements of usefulness and access, measures to enhance biodiversity must include the human dimension. An overlap must be found between preferred habitat variables and preferred landscape variables. Furthermore, this overlap is case specific and depends on the needs of the users of a particular space. The space must simultaneously provide a vehicle for their desired outcomes, while providing habitats. These are however not incompatible in that structural and vegetational complexity is the dominant characteristic of favoured landscape configurations. Preference for particular habitats can also be enhanced by providing information to the public on the ecological benefits of such habitats, such as through the use of flagship species. To conclude, the factors which contribute to quality of life are many and complex however usefulness and accessibility to nature is included in these factors. Structural complexity of the vegetation is a characteristic that is compatible with residents and biodiversity. These characteristics of the urban green can be obtained through a parsimonious management and a mosaic arrangement of different habitat elements of different sizes, forms, and management types.

 

Zusammenfassung [--> English]

Physische und psychische Gesundheiten und Lebensqualität hängen mit Erholung und der Erfahrung von Natur zusammen. Komplexität der Natur und Biodiversität sind wichtige Voraussetzungen für ein langfristiges Funktionieren von Oekosystemen. BiodiverCity bediente sich eines neuartigen trans- und interdisziplinären Ansatzes unter Einbezug von Ökologen, Sozialwissenschaftlern, Praktikern und Interessenvertretern. Städtische Biodiversität sowie die Einstellung der Einwohner dazu sollten erhoben werden, damit die Bedürfnisse der Bewohner identifiziert und die Schlüsselfaktoren bezeichnet werden können, die Lebensqualität und Vielfalt in der städtischen Umwelt positiv beeinflussen.
Wirbellose Tiere, Vögel und Fledermäuse wurden an 96 Standorten in den drei Städten Zürich, Luzern und Lugano erhoben, die als repräsentativ für mittlere bis grosse Schweizer Städte ausgewählt wurden. Städtische Umweltvariablen wurden auf verschiedenen räumlichen Skalen verwendet, um städtische Matrixeigenschaften zu identifizierenen, die den grössten Einfluss auf die Artenzahlen und die Struktur der Artengemeinschaften zeigten. Die gleichen städtischen Eigenschaften, Artenvielfalt und Indikatorarten wurden verwendet für die Interviews mit der Öffentlichkeit auf der nationalen Ebene und mit städtischen Bewohnern.

Eine unerwartet gleichmässig hohe Artenvielfalt wurde in den drei Städte nachgewiesen: Im Schnitt wurden 282 Morphospezies und 4'800 Individuen pro Erhebungsort nachgewiesen unter Verwendung von Standard Aufnahmemethoden, d.h. Trichter und Fensterfallen für die wirbellosen Tiere. Sicht- und akustische Erkennung für Vögeln erlaubte ein Gesamtzahl von 72 Arten und moderne bioakustische Methoden führte zur Identifizierung von zehn Fledermäusen in den drei schweizerischen Städten. Wir konnten vier wirbellose Arten identifizieren, die neu für die Schweiz sind, sowie zwei fremde invasive Arten. Pflegeintensität und Alter des städtischen Grünbereichs beeinflussten die städtische Vielfalt der wirbelloser Tiere am meisten. Ältere Rasen beherbergen mehr Arten, wenn sie seltener geschnitten werden. Eine hohe Anzahl und die Vielfalt von Bäumen und Büschen beeinflussten den Artenreichtum und die Artenzusammensetzung der Vögel positiv. Die Artenzusammensetzung von weniger mobilen Gruppen wurde im Allgemeinen durch Umwelteigenschaften auf lokalen bis mittleren räumlichen Skalen beeinflusst, während die Artenzusammensetzung der beweglicheren Gruppen durch Anteil und Anordnung der Grünflächen auf mittleren bis grossen Skalen bestimmt wird, sowie von der Landschaftsmatrix, welche die Städte umgibt. Die geringe Variabilität der Artengemeinschaften, die durch räumliche Faktoren strukturiert werden, scheint das kleinräumige Mosaik von Lebensräumen zu reflektieren, das für städtische Landschaften typisch ist.

Das sozialwissenschaftliche Modul von BiodiverCity behandelte die Fragen von Beweggründen in drei Phasen, indem es Präferenzen für verschiedene Landschaftsformen untersuchte. Zuerst wurde anhand qualitativer Interviews nachgewiesen, dass Nutzbarkeit, Zugang und Reiz für städtische Bewohner wichtig sind, wenn man Natur betrachtet. In einer zweiten Phase, konzentrierten wir uns auf eine nationale Umfrage, die eine Einschätzung dessen erlaubte, welche Landschaftstypen von den Bewohnern bevorzugt werden und welche Elemente jener Landschaften ihnen wichtig sind. Es zeigte sich, dass Komplexität von Strukturen und Vegetation die dominierenden Kriterien für Landschaftspräferenz in der städtischen Umwelt sind, bis zu dem Punkt, an dem sie Nutzbarkeit und Zugang einzuschränken beginnen. In der Schlussphase wurde eine Fallstudie in den drei Zielstädten durchgeführt, um festzustellen, ob Präferenzen fest fixiert sind. Hier zeigte sich, dass das Vermitteln von Informationen über die ökologische Qualität der Landschaft, angegeben durch die Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins von Indikatorarten, die Präferenz für Landschaften erhöhten, von denen angenommen wurden, dass es sich um hochwertigere Oekosysteme handelte. In Anbetracht der Forderungen nach Nutzbarkeit und Zugänglichkeit müssen Massnahmen zu Erhöhung der Biodiversität zwingend die menschliche Komponente berücksichtigen. Es muss eine Überlappung zwischen bevorzugten Lebensraumvariablen und bevorzugten Landschaftsvariablen gefunden werden. Ausserdem ist diese Überlappung fallspezifisch und hängt von den Bedürfnissen der Nutzer eines bestimmten Raumes ab. Der Raum muss gleichzeitig einen Träger für die gewünschten Resultate und die Lebensräume zur Verfügung stellen. Diese Forderungen jedoch nicht inkompatibel, da strukturelle und pflanzliche Komplexität die dominierenden Eigenschaften der bevorzugten Landschaftsformen sind. Die Bevorzugung bestimmter Lebensräume kann auch erhöht werden, indem man der Öffentlichkeit Informationen über den ökologischen Nutzen solcher Lebensräume anbietet, etwa durch den Gebrauch von Flaggschiffarten. Die Faktoren die zur Lebensqualität beitragen sind vielfältig und komplex, aber Nutzbarkeit von und Zugang zu Natur gehören dazu.

Strukturelle Komplexität der Vegetation ist eine Eigenschaft, die mit der Präferenz der Bewohnern und mit Biodiversität vereinbar ist. Diese Eigenschaften städtischer Grünflächen können erreicht werden durch Zurückhaltung der Pflegemassnahmen und eine mosaikartige Anordnung verschiedener Lebensraumelemente von unterschiedlichen Grössen, Formen und Unterhaltsregimen.

 
Information
 

Informationen zu den ökologischen Feldaufnahmen:

Forschungsprojekt BiodiverCity
Verbessert Artenvielfalt die Lebensqualität in der Stadt?

Im Rahmen des nationalen Forschungsprojektes BiodiverCity untersucht ein interdisziplinäres Forschungsteam die Artenvielfalt im Siedlungsraum. Die folgenden Fragen stehen dabei im Vordergrund:

  • Wie gross ist die Artenvielfalt in unterschiedlichen städtischen Lebensräumen?

  • Welche Bedeutung hat eine grosse Vielfalt an Pflanzen und Tieren für die BewohnerInnen?

  • Wird die Lebensqualität in städtischen Gebieten dadurch verbessert?

Hintergrund ist die Entwicklung, dass immer mehr Menschen in städtischer Umgebung leben und sich diese entsprechend räumlich ausdehnen. Dies führt zum Verlust von natürlichen Lebensräumen. Die Stadtgebiete beherbergen aber auch überraschend vielfältige Formen von Natur, angefangen bei der einheimischen und eingewanderten Pflanzenwelt über naturnahe und exotische Bepflanzungen in Siedlungen und Parks bis hin zu Kiesplätzen, Flachdächern, Bahnarealen und anderen von Menschen stark veränderten Lebensräumen.

Im Rahmen von BiodiverCity untersuchen Biologen die Biodiversität in unterschiedlichen Lebensräumen von Städten der Schweiz. Im 2006, sollen Insekten gefangen und ihre Vielfalt bestimmt werden, im folgenden Jahr werden weitere Tierarten untersucht.

Forschungsprojekt BiodiverCity: Artenvielfalt messen?

Einen grossen Anteil der Artenvielfalt machen Insekten aus. Insekten lassen sich nur eingehend studieren, wenn sie gefangen werden. Zum Nachweis der Artenvielfalt von verschiedenen Insektengruppen werden von Ende Mai bis Anfang August 2006 zwei Fallentypen in unterschiedlichen Grünräumen (Gärten, Industriearealen, Verkehrsinseln) der drei Schweizer Städte Lugano, Luzern und Zürich aufgestellt. Es handelt sich dabei um eine Flugfalle und eine Bodenfalle: Die Flugfalle (Bildmitte) und die bedeckte Bodenfalle (rechts unten). Die Flugfalle ist ca. 1.5m hoch. Die Bodenfalle besteht aus drei Yoghurtbechern, die im Boden eingegraben sind und mit einem Regenschutz geschützt sind. Während sieben Wochen vom 12.6. bis 31.7. 2006 werden diese Fallen einmal pro Woche durch MitarbeiterInnen des Projektes geleert. Spätere Forschungsarbeiten zum Vorkommen von Vögeln, Fledermäusen und anderen Arten im Jahre 2007 benötigen keine festen Installationen.

Bei weitergehendem Interesse am Forschungsprojekt und zu den ersten Resultaten finden Sie jeweils aktuelle Informationen auf www.BiodiverCity.ch

Informationsblatt (pdf, 194 KB)

 
links
 

National Research Programme (NRP 54): "Sustainable Development of the Built Environment"
NRP54: "Verbessern Tiere und Pflanzen die Lebensqualität in der Stadt?"

Insubric Ecosystems, WSL, Bellinzona
Abteilung Landschaft und Gesellschaft, WSL, Birmensdorf
Abteilung Biodiversität, WSL, Birmensdorf

Conservation Biology
, Institute of Ecology and Evolution, Bern University

Studi Associati sa
, Lugano
SWILD - Urban Ecology & Wildlife Research, Zurich

The case study sites in Switzerland:
City of Lugano: administration, map
City of Luzern: administration, map
City of Zurich: administration, map





updated 13 March 2012/ fb